Als wir im April 2010 mit unseren Kindern auf einen Bauernhof in die Altmark gezogen sind, hatten wir noch keine Kenntnisse über Nutztierhaltung. Dennoch waren wir voller romantischer Ideen, welche Möglichkeiten sich hier auf dem Land und insbesondere auf unserem Bauernhof umsetzen ließen. Als unsere Kinder noch recht klein waren, sahen wir gemeinsam gerne alte“ Heidi-Filme“ an und wie da so eine wunderschöne Walliser Schwarzhalsziege durch den Film lief, sagte ich spontan: „also wenn Ziegen, dann solche…“

Doch es war gar nicht einfach, genau solche Ziegen zu bekommen. Ich suchte vor allem über Ziegenzuchtverbände, einen Kontakt mit Züchtern herzustellen, aber da diese Rasse doch eher selten war, brauchte es ungefähr eineinhalb Jahre, bis wir von Züchtern in Bayern vier Ziegen und einen Bock angeboten bekamen.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie beeindruckt ich war, als ich zum ersten Mal solchen Ziegen begegnete. Ich fand sie einfach nur wunderschön. Still und groß, mit langen seidigen Haaren, stolzen Hörnern und eben halb schwarz, halb weiß, schauten sie mich neugierig an und knabberten so nebenbei und hier und da am Heu.

Kurios war für mich der Moment, als wir handelseinig wurden und das Geld auf dem Tisch lag. So wenig Papier für so wunderschöne Tiere, es war wirklich grotesk, Lebewesen zu kaufen und dann zu besitzen.

Inzwischen haben wir reichlich Erfahrung gesammelt mit Fütterung, Haltung, Aufzucht und den besonderen Vorgaben einer Herdbuchzucht.

In meiner künstlerischen Arbeit sind sie längst eines meiner Lieblingsmotive. Manchmal, wenn ich bei ihnen auf der Weide sitze um sie zu skizzieren, kommen sie gerne näher, die Kleinen klettern flink an mir herauf und machen sich den Platz auf meinen Schultern streitig, die Großen fangen an, meine Stifte und Skizzenblöcke anzuknabbern, bis mir dann der Bleistift wie eine Mohrrübe aus der Hand gezogen wird und ich aufgeben muss.

Zur Ziegenhaltung gehört auch der Geruch. Ein Ziegenhalter sagte einmal zu uns:“Ihr werdet schon sehen, wenn ihr erst mal den Ziegengeruch bei euch habt, werdet ihr keine Erkältungen mehr bekommen.“ Warum es da einen Zusammenhang geben soll, weiß ich nicht, aber wir haben jetzt schon einige Jahre unsere Ziegen und er hat bis heute Recht behalten. Da unsere Ziegen fast ganzjährig draußen sind, ist der Geruch jedoch sehr dezent und dennoch vital und irgendwie lecker.