Da es sich bei der Walliser Schwarzhalsziege um eine robuste Rasse handelt, sind die Bedingungen für artgerechte Haltung, Gesundheit und Fortpflanzung relativ leicht zu erfüllen.

Bei uns ist die Herde fast ganzjährig draußen, nur zur Lammzeit holen wir die Ziegen in den Stall. In den ersten Tagen sind die Lämmer mit ihren Müttern in einem sogenannten “rooming in“. Da können sich Mutter und Kind ungestört von den anderen neugierigen Verwandten beriechen und belecken und leise Koseworte austauschen. Die Nachgeburt wird häufig in den ersten 24 Stunden von der Ziegenmutter verspeist oder danach von unserem Hund als Delikatesse verschlungen.

Nach ein paar Tagen, bei schönem Wetter geht es dann auch schon mal raus in den Garten und wenn Mutter und Kind sich gut aufeinander eingestellt haben, kommen sie zurück zu den anderen Herdenmitgliedern.

Für ein paar Monate im Jahr kommen unsere Ziegen auf ein großflächiges Gebiet an der Elbe. Diese Elbauenlandschaft enthält viele schmackhafte Kräuterwiesen sowie Buschwerk und Schilfdickicht, so dass sich unsere Ziegen wie im Paradies fühlen. Doch trotz oder gerade wegen der Fülle und dem Überangebot an Futter, Liegeplätzen und Kletterbäumen sind sie wählerisch und ziehen schon nach ein paar Tagen durch oder über ihre Abgrenzung ins Unbekannte. Darum haben wir uns entschlossen, einen Teil unserer Ziegen mit Glocken auszustatten. Auf unseren täglichen Kontrollfahrten haben wir es schon manchmal in der Ferne bimmeln gehört und uns so die zeitaufwendige Suche erspart.

Und damit sie sich auch immer wie zu Hause fühlen, haben wir ihnen einen alten Viehtransporter gekauft. Er dient als Schattenspender, Windabweiser, Regenschutz, Kletterspielplatz und Statusdemonstration, die Aufteilung der Herde in eine Zweiklassengesellschaft. Wer etwas zu sagen hat wohnt erste Klasse, also oben und drinnen, die Anderen müssen es sich unter dem Wagen einrichten.

Im Herbst kommt der Bock zu Besuch. Das genaue Datum notiere ich mir, damit ich mich auf die Lammzeit pünktlich vorbereiten kann.

Von dieser Zeit an, bis ins nächste Frühjahr lassen wir unsere Ziegen auf unseren Pferdekoppeln nachweiden. Den Weiden selbst tut dieses unterschiedliche Fressverhalten zwischen Pferd und Ziege offensichtlich gut, sie sind artenreich und üppig. Auch habe ich zum Thema Tiergesundheit gelesen, dass so eine unterschiedliche Folge in der Beweidung wie zum Beispiel zwischen Pferd und Ziege eine natürliche Eindämmung von Parasiten zur Folge hat.

In den Wintermonaten füttern wir Heu und Stroh und um die Lammzeit herum gibt es noch feinen Biohafer, ein echter Leckerbissen, der jede Ziege ihre guten Manieren vergessen lässt.


Die Zottelgeiß

Es war mal eine Zottelgeiß
Im Wonnemonat Mai
Das Wetter war gar sonnig heiß
Der Geiß nicht einerlei

Sie schaute nach dem kühlsten Platz
Und war sich nicht zu fein
Im Unterholz da fand sie was
Und kroch sogleich hinein

Der Ziegenpeter suchte sie
und suchte überall
Allein die Geiß war nicht zu sehen
Ganz aussichtslos der Fall

Auf einmal, horch da läutet es
Der Junge dreht sich um
Im kühlen Dunkel ahnt er sie
Er bückt und macht sich krumm

Und steigt hinein ins Unterholz
Doch kommt nur schlecht voran
Das Zicklein liegt gemütlich da
Verdaut, und schaut ihn an

Die Ziege springt aus dem Versteck
Der Peter hinterher
Doch hält ihn das Gestrüpp zurück
Sie fangen fällt ihm schwer

Und endlich aus dem Busch heraus
Lauscht er und schaut sich um
Doch weit und breit kein Fell zu sehen
Und auch das Glöckchen stumm

Die Suche ging noch stundenlang
Der Abend rückt heran
Und resigniert geht nun nach Haus
Der kleine Ziegenmann

Schaut abends in den Stall hinein
Denkt so bei sich wer weiß
Da sieht er sie, ganz friedlich ruhen
Die liebe Zottelgeiß